Montag, 27. November 2017

Lobola - Wieviel kostet eine Braut?

Nothando erhält im September vor der Gemeinde ihren Heiratsantrag
Vor der Lobola wird von den Freunden und Brüdern Bongis die Strategie besprochen und das Geld auf mehrere
Taschen verteilt

Neben Nothandos Haus wurde ein kleiner
Verhandlungsraum freigeräumt

Eine Hochzeit ist geplant.

Bongikosi, Missionar und Fußballcoach in Melusi, hat im September mit Nothando Verlobung gefeiert. Doch der Weg zur Hochzeit ist kein leichter - nicht in der Zulu-Kultur.
Die Tradition schreibt vor, dass die Familie der Braut über den Hochzeitantrag entscheidet. Und das macht sie nicht einfach so. Der Bräutigam muss der Familie seine Solvenz beweisen. Er muss sie für den Verlust der Tochter entschädigen und er muss der Familie seine Ehre erweisen.
Und das alles in sehr praktischer Form:

Elf Kühe   

muss der Bräutigam der Familie schenken,um die Zustimmung zu bekommen. Alles andere wäre wie Diebstahl. Und ein Missionar klaut nicht.
Also hat auch Bongi schon seit langem für diesen Moment gespart.
Nur: Wieviel ist eine Kuh wert? Denn es werden keine echten Kühe gekauft. Es wir in "Rand" gezahlt und der Preis frei verhandelt.
Dies geschieht in der Lobola-Negotiation.
Ich hatte das Glück als einer der Begleiter Bongis ausgewählt zu sein.
Nach einer Strategiebesprechung mit den Brüdern Bongis und einem befreundeten Pastor, der unsere Verhandlung führte, fuhren wir zum Haus von Nothandos Familie. Obwohl der Termin natürlich abgesprochen war, mussten wir zunächst einige Minuten vor der Tür warten und unser Begehr äußern, bevor wir Grußlos von Nothandos Bruder in den Verhandlungsraum geführt wurden. Dann beginnt das Spiel:
Uns wird beschrieben, dass der Verhandlungsführer der Familie noch nicht da sei ("er sitzt auf einem Baum") und es kostet 150 Rand (10€) ihn dort herunter zu holen. Wir zahlen. Es kostet weitere 100 Rand, ihm den Mund zu öffenen - wir zahlen. Und 400 Rand um die Mutter zu ehren. Bezahlt.
Wir warten, denn noch sitzt der
Verhandlungsführer "auf dem Baum"

Doch auch wenn alles auf Zulu abläuft, ist schnell spürbar, dass es zwar um echtes Geld geht und jeder Schritt gewissenhaft eingehalten wird. Doch es ist auch sehr viel Wohlwollen im Spiel. Es wird nicht gefeilscht und gestritten, sondern auch gelacht.
Eta zwei Stunden später werden die Absprachen per
Handwaschung abgeschlossen
Besonders beim nächsten Teil der Verhandlung. Denn nun wird Nothando gemeinsam mit ihrer Schwester in den Raum gerufen und wir müssen die richtige Braut erkennen, um zu beweisen, dass wir wissen, um wessen Hand wir dort eigentlich verhandeln. Wir überlegen kurz, ob wir Bongi - der nicht mit im Raum ist - einen Streich spielen und ihn mit der jüngeren Schwester verkuppeln und wählen dann doch die Richtige. Nothando bestätigt unsere Wahl und es kann weiter gehen.

Dann wird es zäher. 

Denn es geht um große Summen. Der Preis der ersten beiden Kühe wird verhandelt. Es sind die teuersten, denn sie stehen symbolisch für Vater und Mutter. Die Familie äußert ihre Erwartungen.
Der Vertrag wird aufgesetzt
Unsere Mittel sind begrenzt, wir wissen, dass wir nicht das Geld haben, was normalerweise gezahlt werden müsste. Als die Zahl endlich ausgesprochen wird (praktischerweise sind die Zahlenwörter auf Zulu so kompliziert, dass man Zahlen inzwischen immer auf Englisch nennt) atme ich innerlich auf. Die geforderte Summe ist moderat. Unser Verhandlungsführer macht zudem seinen Job gut, drückt den Preis noch etwas und schließlich landen 10.000 Rand in Bar auf dem Tisch. Der erste Schritt ist getan.
Dieses Verhandlungsmuster wiederholt sich, doch jede weitere Kuh wird etwas günstiger und es gelingt sogar auszuhandeln, dass die letzten vier Kühe nicht ausgezahlt werden müssen, sondern für die Hochzeitsfeier und die gemeinsame Wohnungseinrichtung weiter vom Bräutigam "gehütet" werden dürfen. Das Verhandlungsergebnis wird schriftlich besiegelt und mit einem gemeinsamen Festmahl gefeiert. Nun darf auch endlich der  Bräutigam mit in das Haus.
Bongi darf nun mitfeiern

So fremd dieses Vorgehen und vor allem der Gedanke, eine Braut zu "kaufen", auch ist, dass Bongi diesen offiziellen Weg eingehalten hast ist eine große Geste und ein Schatz in der Beziehung der Familien.
Denn viele Paare "sparen" sich, auch aus finanzieller Not,  diesen Weg. Sie leben unverheiratet zusammen oder trennen sich schnell. Es gibt zudem eine sehr hohe Rate an Teenage-Schwangerschaften.
So werden Bongi und Nothando aufgrund dieses traditionellen Gehorsams zum Vorbild für eine verbindlich gelebte Partnerschaft.








Freitag, 17. November 2017

Some Melusi Outreaches 2017

Das schöne daran, dass es in Melusi immer wieder neue Besucher und Kurzzeit-Mitarbeiter gibt ist, dass manche von ihnen tolle Kamreas haben und wunderbare Fotos machen. Vor einigen Wochen besuchten uns Niels und Yvonne aus den Niederlanden. Aus den Fotos von Niels hat Dario mit mir einen wunderschönen Film geschnitten. Finde ich zumindest ;)
Lehnt euch einfach mal fünf Minuten zurück und genießt ...

Donnerstag, 2. November 2017

Farewell


Die Grade 7 in ganzer Schönheit

Eigentlich sind wir ja gerade erst hier angekommen. Aber schon gibt es den ersten Abschied.
Dario feierte gestern Abend seinen "Farewell" aus der Uelzen Primary School - eine Art Abiball für die Primaries.
Der Principal Mr. Raffenberg vollendet die Deko
Liebevoll hatten die anderen Klassen zusammen mit den Lehrern die ansonsten sehr nüchterne und kleine Assembly-Hall in einen sehr afrikanischen Festsaal verwandelt. Die Eltern durften von 18-19.00 Uhr mitfeiern. Wir wurden mit einem tollen Buffet verwöhnt in dem die beste Seite der süd- afrikanischen Bevölkerungs-vielfalt zu erleben war.

Mrs Durham, die in jedem Jahr seit 2007 die Grade 7 unterrichtet, hielt eine kleine Abschiedsrede und fand dabei sogar besondere Worte für Dario. Sie habe noch nie einen Schüler erlebt, der in dem Alter schon so gut jonglieren konnte, wobei sie anschließend aufzählte, was er dabei schon alles im Klassenraum durch die Luft gewirbelt hat.
Den Jungs hatte Frau Durham übrigens vorher eindrücklich erklärt, dass Schorts und Schlappen nicht die angemessene Kleidung für den Abend ist. Den Mädchen wiederum, dass dieses zwar ein Festabend sei, sie sich aber noch nicht so chic wie zu ihrer Hochzeit machen müssen...
Dann kam die eigentliche Herausforderung: Die Mädels forderten ihre Väter, die Jungs ihre Mütter zum tanzen auf.
Viel zu früh schlug es dann 7 und die Eltern mussten nach Hause. Die Schüler hatten sturmfrei - sie durften bis 22:00 weiter feiern.
Zur Krönung ist Freitag für alle von ihnen Schulfrei.

Wer sagt eigentlich, dass aller Abschied schwer ist???
 


Ein Südafrika-Abend

Das Jahr ist vergangen. Viel zu schnell.  Mittlerweile hat sich aber unsere Trauer etwas gelegt und wir schauen in manchen Momenten fassu...