Mittwoch, 13. September 2017

Township 1

Das normale Leben

Noch immer sind die Wohngebiete in Südafrika stark getrennt. Auch wenn mit dem Ende der Apartheit 1994 alle gesetzlichen Vorgaben verschwanden, die regelten, welche Rasse in welchem Gebiet leben durfte, besteht die soziale Trennung häufig immer noch.
Bevor wir nach Dundee kamen, war ich davon ausgegangen, dass vielleicht noch 20 oder 30% der Bevölkerung in den Armenvierteln, den Townships, leben. Mittlerweile weiß ich, dass es eher 70% sind, die auf engsten Raum, häufig in selbstgebauten Baracken aus Lehm, Wellblech und einfachen Ziegeln gebaut, leben.
Dabei gibt es die offiziellen Townships, die mittlerweile zumeist über Wasserleitungen und manchmal auch über Strom verfügen. Doch es gibt, angrenzend, auch viele neuere,  informelle Settelings, in denen eine Wasserpumpe und ein paar Toilettenhäuschen ein ganzes Viertel versorgen.

 Diese entstehen immer wieder neu, weil der Bevölkerungswachstum in den armen Vierteln anhält und Landflucht und Migration die Menschen in die Städte treibt. Gekocht wird dort oft auf durchlöcherten Blechtonnen, in denen alles als Brennmaterial dient, was  da ist. So sind Verbrennungen bei Kindern die mit Abstand häufigstenVerletzungen,

zumal es oft auch die älteren Geschwister sind, die die Familie zu hause versorgen müssen.
Der Müll stapelt sich denn anstelle einer Müllabfuhr treten allenfalls soziale Projekte, die manchmal Lebensmittelpakete verteilen können, wenn die Frauen ihnen Säcke mit Plastikflaschen oder Pappe bringen.
Kleine Tuck Shops (Kioske) versorgen die Townships, da der nächste Supermarkt oft eine Stunde Fußweg entfernt liegt. Denn die Townships sind von der Apartheitsregierung Abseits der Stadtzentren gebaut worden.
Leider gibt es in diesen Tuck Shops oft auch den Alkohol und andere Substanzen zu kaufen, die das Leben der Väter, Familien und der Jugendlichen immer wieder neu zerstören.


Dieses Ausmaß der Armut haben wir nicht erwartet, und auch wenn uns die Menschen und ihre Lebenssituation langsam vertrauter wird, auch wenn wir kleine Oasen des Lebens in diesen Siedlungen entdecken, auch wenn wir wundervolle Begegnungen mit den Menschen dort haben - sind wir bei jedem Besuch in unserer eigenen Lebenswelt aufs neue erschüttert.


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